Patchouli – Wie wir in Indonesien eine weitere Wertschöpfungskette etablieren.
2023 haben Fairventures Worldwide und Good Forest Indonesia (unser mittlerweile unabhängig agierendes Länderbüro in Indonesien, wir berichteten) mit dem Patchouli-Pilotprojekt in Sumur Mas im Bezirk Gunung Mas begonnen.
Das Projekt ist unsere Antwort auf den Bedarf an kurzfristigen Einkommensmöglichkeiten im Rahmen des Agroforst-Programms der GFI. Patchouli, in Indonesien auch als Nilam bekannt, ist eine wertvolle ätherische Ölpflanze, die insbesondere in der Duft- und Kosmetikindustrie sehr gefragt ist.
Lisca Amelia, Wertschöpfungsketten-Managerin bei GFI, erklärt: „Ziel des Patchouli-Pilotprojekts ist es, ein replizierbares Modell zu entwickeln, das den Patchouli-Anbau nahtlos in die Wiederaufforstung integriert und so ein Gleichgewicht zwischen ökologischer Wiederherstellung und den Bedürfnissen der lokalen Gemeinden schafft.“
Wieso Patchouli?
Wir haben uns aufgrund des wirtschaftlichen Potenzials und der Kompatibilität mit dem Agroforst-Ansatz für Patchouli entschieden. Bäume brauchen sieben Jahre oder länger, um heranzureifen. Patchouli hingegen bietet schnellere Erträge und damit auch Einkommen.
Mit dem Anbau von Patchouli schaffen wir eine wertvolle Verbindung zwischen nachhaltiger Aufforstung und der Förderung von langfristigem Einkommen für die lokalen Gemeinden.
Nach Beratungen und Rücksprachen mit Kleinbäuerinnen und -bauern sowie relevanten Stakeholdern der indonesischen Industrie für ästhetische Öle haben wir ein 0,55 Hektar großes Testfeld errichtet. Ziel war es, herauszufinden, ob Patchouli-Pflanzen in Zentralkalimantan erfolgreich wachsen und ob sie sich in unsere Aufforstungsmaßnahmen integrieren lassen. Wir wollen erfolgversprechende landwirtschaftliche Praktiken fördern, ohne die ökologischen Ziele der Aufforstung zu gefährden.
Die bisherigen Meilensteine des Pilotprojektes
Bisher haben wir mit dem Patchouli-Projekt großartige Fortschritte erzielt. Die Pflanzungen auf dem Testfeld haben bestätigt, dass Patchouli und die von uns genutzten Baumarten sich gegenseitig positiv beeinflussen.
2024 haben wir zwei erfolgreiche Ernten abgeschlossen und Patchouli-Öl produziert, das den indonesischen Nationalstandards entspricht. Der Alkoholgehalt im Öl erreichte zwar nicht den höchstmöglichen Wert, lag jedoch deutlich über dem Mindeststandard, was dem Patchouli-Öl aus unserem Projektgebiet ein starkes Marktpotenzial verleiht.
Im nächsten Schritt haben wir im Dezember 2024 eine Baumschule für Patchouli errichtet und eine eigene Destillationsmaschine beschafft. Die Verarbeitung von Patchouli-Blättern zu hochwertigem Öl ist ein entscheidender Schritt, um sie in ein wertvolles Produkt zu verwandeln. Daher ist es essenziell, unsere Destillationsanlagen kontinuierlich zu optimieren, um die Qualität des Öls zu erhöhen und die Produktion effizienter zu gestalten.
Das Wertschöpfungs-Team in Indonesien arbeitet zudem eng mit Expert:innen zusammen, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und die Bodenversauerung zu verringern – beides wichtige Faktoren für ein besseres Wachstum der Patchouli-Pflanzen.
Zusätzlich bieten wir Schulungsprogramme für Kleinbäuerinnen und -bauern an, die aufzeigen, worauf es beim Anbau von Patchouli ankommt und wie sich eine besonders gute Qualität erzielen lässt. Die Teilnehmenden können dadurch in naher Zukunft das produzierte Patchouli-Öl zu den besten Preisen verkaufen und so ein nachhaltiges Einkommen aus dem Patchouli-Anbau erzielen.
Der nächste Schritt
Ende Januar 2025 gehen wir einen weiteren, entscheidenden Schritt nach vorne: Wir planen, Patchouli-Setzlinge an Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Zentral-Kalimantan zu verteilen.
Diese Maßnahme fällt genau mit der Regenzeit zusammen, die ideale Bedingungen für das Wachstum der Pflanzen bietet. Mit den Setzlingen können die Bauern beginnen, Patchouli in ihren Feldern anzubauen und die fruchtbaren Bedingungen in Zentral-Kalimantan optimal zu nutzen.
Das Patchouli-Pilotprojekt ist mehr als nur eine Agroforst-Initiative. Es verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, welcher zur Stärkung der lokalen Gemeinden führt. Wir fördern die Zusammenarbeit zwischen Kleinbäuerinnen und -bauern, ihren Gemeinschaften und relevanten Akteuren in der Industrie, und schaffen so ein starkes Unterstützungsnetzwerk.
Durch die angebotenen Farmer Field Schools bilden sich die Kleinbäuerinnen und -bauern in nachhaltigen, landwirtschaftlichen Praktiken weiter. So können sie Methoden übernehmen, die sowohl ökologisch verantwortungsvoll, wirtschaftlich tragfähig als auch sozial gerecht sind.