Ein Blick hinter den Kulissen: Monalisa, a Climate Story

In vielen Teilen des Globalen Südens ist die Klimakrise nicht nur eine zukünftige Bedrohung, sondern bereits Realität. Menschen, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, sind am stärksten von ihren Auswirkungen betroffen. Deshalb sind wir überzeugt davon, dass diese Ungerechtigkeit nicht als regionales Problem angesehen werden darf. Stimmen aus dem Süden müssen in internationalen Gesprächen Raum erhalten.
Climate Stories ist eine Plattform für junge, engagierte Menschen aus aller Welt, deren Stimmen und Perspektiven bisher zu wenig Gehör gefunden haben. In digitalen Begegnungen teilen sie ihre Geschichten und geben Einblicke in ihren Alltag und ihr Engagement für Klimagerechtigkeit.
Mit „Monalisa, a Climate Story“ wird die Realität vieler Menschen in Indonesien in einer kurzen Dokumentarfilm dargestellt. Der Film zeigt, wie die Klimakrise bereits heute die Lebensgeschichten im Globalen Süden prägt. Erzählt wird die Geschichte einer jungen indigenen Frau vom Volk der Dayak, die sich einer Organisation für Wiederaufforstung anschließt und alles daran setzt, eine Lösung für den Konflikt in ihrer Gemeinde zu finden, die sowohl den Menschen als auch der Natur gerecht wird.
Dieser Artikel zeigt einen genaueren Blick auf die Hintergründe der Filmproduktion und die Sichtweisen der Filmemacher auf die aktuelle Klimakrise. Ihre Stimmen sind im folgenden Interview festgehalten und zusammengefasst. Das Interview wurde vom Kommunikationsteam der Good Forest Indonesia durchgeführt.
F: Bevor wir weiterreden, könnt ihr euch bitte kurz vorstellen?
Monalisa: Mein Name ist Monalisa und ich bin die Gründerin der Good Forest Indonesia Foundation (GFI). Ich habe meine Karriere bei Fairventures Worldwide Anfang 2018 als Teil des Teams in Zentralkalimantan begonnen. Im Jahr 2023 leitete ich die Gründung von Good Forest Indonesia, einer eigenständigen Organisation, die durch das Team des ehemaligen Länderbüros von FVW Indonesien gegründet wurde. Ich bin auch ein stolzes Mitglied des Dayak-Stammes, der indigenen Bevölkerung von Kalimantan.
Mathias: Mein Name ist Mathias und ich arbeite seit 2020 bei Fairventures. Ich habe als Kommunikationsmanager angefangen und eng mit Monalisa zusammengearbeitet, die für die Kommunikation in Indonesien verantwortlich war. Damals habe ich zum ersten Mal von ihrer Geschichte erfahren. Seit 2023 arbeite ich als Projektmanager von Climate Stories (einem Projekt von Fairventures).
F: Was hat Mathias und Tobi dazu inspiriert, diesen Film zu drehen?
Mathias: Ich glaube, dass wir in der Debatte über die Klimakrise mehr Vorbilder wie Monalisa brauchen, die sichtbar sind und zeigen, dass es möglich ist, etwas zu bewegen. Wenn Menschen ihre Geschichte hören, sind sie in der Regel bewegt und inspiriert. Mit dem Film möchten wir Menschen dazu ermutigen, aktiv zu werden.
F: Da sich dieser Film auf Kalimantan konzentriert, könntet ihr näher auf die größten Herausforderungen eingehen, denen die Gemeinden in Kalimantan gegenüberstehen?
Monalisa: Ich bin in Kalimantan aufgewachsen und habe miterlebt, wie sehr sich das Leben hier verändert hat. Die Wälder, die einst endlos schienen, sind heute größtenteils verschwunden und wurden durch Plantagen, Minen und Industrieanlagen ersetzt. Wenn der Wald verschwindet, geht nicht nur die Natur verloren, sondern auch die Lebensweise der Menschen. Für uns war der Wald immer unsere Quelle für Nahrung, Wasser, Medizin und Identität. Ohne ihn kämpfen viele Familien nun darum, über die Runden zu kommen.

Wir mussten uns an eine industrielle Lebensweise anpassen, die nicht wirklich zu uns passt. Einige Menschen finden Arbeit auf Plantagen oder in Städten, aber das ist nie einfach. Andere bleiben im Dorf und stehen vor der Wahl, ihr Land zu verkaufen oder kleine Bergbaustätten zu eröffnen, nur um zu überleben. Es gibt nicht mehr viele Optionen, und jeder Tag fühlt sich wie ein Kampf ums Überleben an.
Dennoch sehe ich auch inmitten all dessen Menschen, die nicht aufgegeben haben – Bauern pflanzen die Bäume neu, Frauen finden neue Wege für die Finanzierung ihres Lebensunterhalts und junge Menschen sind entschlossen, das zu schützen, was noch übrig ist. Diese kleinen Zeichen der Hoffnung halten unseren Lebensmut aufrecht.
Kalimantan ist nicht nur ein Ort, der reich an natürlichen Ressourcen ist, es ist unsere Heimat. Und wir kämpfen dafür, dass dies auch so bleibt.
F: Wie wirkt sich der Klimawandel deiner Meinung nach auf das tägliche Leben aus?
Monalisa: Der Klimawandel ist etwas, das wir jeden Tag spüren und nicht nur etwas, über das wir lesen. In Kalimantan sind die Jahreszeiten nicht mehr vorhersehbar. Die Trockenzeit dauert länger – wenn es regnet, kommt es zu Überschwemmungen. Die Bauern wissen nicht mehr, wann sie säen oder ernten sollen. Die Flüsse, von denen wir wegen dem Wasser und der Fische abhängig sind, trocknen aus oder werden verschmutzt.
Für viele von uns bedeutet das tägliche Unsicherheit, weniger Nahrung aus dem Land, härtere Arbeit für geringere Erträge und höhere Kosten, um über die Runden zu kommen. Wenn der Wald brennt, hängt der Rauch wochenlang in der Luft. Die Menschen werden krank, Schulen schließen und alles kommt zum Stillstand.
Aber über die physischen Auswirkungen hinaus verändert der Klimawandel auch unser Zusammenleben als Gemeinschaft. Immer mehr Menschen verlassen das Dorf, um anderswo Arbeit zu finden, und die mit dem Wald verbundenen Traditionen verblassen langsam.
Es ist schmerzhaft, diese Veränderungen so schnell vor sich gehen zu sehen, aber es erinnert uns auch daran, warum wir handeln müssen – um das zu schützen, was noch übrig ist, und unsere Beziehung zur Natur wieder aufzubauen.
Mathias: Auch wenn wir hier in Deutschland die Auswirkungen des Klimawandels mit den Überschwemmungen und Hitzewellen bereits spüren, sind wir dennoch in einer sehr privilegierten Situation, da bereits Anpassungsmaßnahmen umgesetzt werden. Wir möchten den Menschen in Deutschland zeigen, dass das Ausmaß der Klimakrise und ihre Auswirkungen auf die Menschen in anderen Ländern viel gravierender sind.
F: Was erhoffst du dir von Good Forest Indonesia?
Monalisa: Ich hoffe, dass Good Forest Indonesia mehr als nur eine Organisation wird und sich zu einer Bewegung entwickelt, die zeigt, wie die Wiederherstellung des Landes und die Verbesserung der Lebensbedingungen Hand in Hand gehen können.
Wir glauben, dass lokale Gemeinschaften im Mittelpunkt der Aufforstungsbemühungen stehen sollten. Bei der Wiederaufforstung degradierter Flächen geht es nicht nur darum, Bäume zu pflanzen. Es geht darum, Leben wieder aufzubauen und Würde wiederherzustellen.
Das wird nicht einfach sein. Veränderungen brauchen Zeit und die Herausforderungen sind real. Aber wenn die Menschen eines Tages von nachhaltiger Agroforstwirtschaft gut leben können und junge Menschen sich dafür entscheiden, zu bleiben und sich um ihr Land zu kümmern, und wenn der Wald beginnt, sich zu erholen – dann ist das die Wirkung, die wir anstreben.
Damit dies gelingt, hoffe ich, dass GFI seinen Weg mit offenen Herzen, Augen und Ohren fortsetzt und trotz aller Herausforderungen stets bereit ist, zu lernen, zu wachsen und unsere Arbeit zu verbessern.
Denn für uns ist die Wiederherstellung des Waldes nicht nur Umweltarbeit. Es ist etwas Persönliches. Es geht darum, unser Zuhause zu schützen.
F: Was ist die wichtigste Botschaft, die du dem Publikum nach dem Anschauen dieses Films mitgeben möchtest?
Monalisa: Ich hoffe, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer erkennen, dass es bei den Ereignissen in Kalimantan nicht nur um die Umwelt geht, sondern auch um Menschen. Wenn der Wald verschwindet, verlieren die Menschen mehr als nur Bäume. Sie verlieren ihre Identität, ihre Lebensgrundlage, ihr Zugehörigkeitsgefühl.
Aber ich hoffe auch, dass sie die Stärke und Hoffnung sehen, die hier noch vorhanden sind. Veränderung ist möglich, wenn man den lokalen Gemeinschaften vertraut und sie dabei unterstützt, den Weg zu weisen.
Wenn die Zuschauerinnen und Zuschauer sich nach dem Film mehr mit den Menschen hinter dem Wald verbunden fühlen (und verstehen, dass es bei der Wiederaufforstung sowohl um die Natur als auch um die Menschen geht), ist das die Botschaft, die dieser Film hinterlassen soll.
Mathias: Wir hoffen, dass das Publikum die schwierige Situation verstehen, in der sich viele junge Menschen im Globalen Süden heute befinden. Oft sind sie gezwungen, sich zwischen dem Schutz der Umwelt und Jobs zu entscheiden, die der Umwelt schaden, nur um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit diesem Film möchten wir Menschen motivieren, aktiv zu werden und Lösungen zu unterstützen, die es allen ermöglichen, den Planeten zu schützen, ohne ihren Lebensunterhalt zu opfern.
F: Welche Veränderungen wünscht Du dir für deine „Heimat“ in den nächsten fünf Jahren?
Monalisa: Realistisch gesehen möchte ich, dass in den nächsten fünf Jahren die Abholzung zurückgeht und gleichzeitig mehr degradierte Gebiete in Kalimantan mit Bäumen wieder aufgeforstet werden. Ich möchte, dass die lokalen Gemeinschaften die Auswirkungen ihrer harten Arbeit wirklich spüren und sehen, dass das Pflanzen von Bäumen ihr Leben tatsächlich verändert.
Ich hoffe auf eine wirtschaftliche Verbesserung durch die Agroforstwirtschaft, bei der die Menschen einen guten Lebensunterhalt verdienen und gleichzeitig die Erde pflegen können. Und ich hoffe, dass sich immer mehr Menschen aus allen Gesellschaftsschichten an diesen Bemühungen beteiligen: die Erde wiederherzustellen, den Wald zu schützen und den Ort zu bewahren, den wir alle unser Zuhause nennen.
Die in diesem Film geschilderten Erfahrungen unterstreichen die dringende Notwendigkeit aktiver Klimaschutzmaßnahmen, die die Stimmen der am stärksten Betroffenen in den Mittelpunkt stellen. Indem wir Geschichten aus dem Globalen Süden verbreiten, möchten wir zu einem fairen Dialog und einer gerechteren Klimazukunft beitragen. Wir hoffen, dass dieses Interview wertvolle Einblicke bietet und ein intensiveres Engagement für gemeinschaftsorientierte Klimalösungen anregt.
Wir laden dazu ein, den vollständigen Dokumentarfilm auf YouTube anzusehen und Monalisas Geschichte aus erster Hand zu hören.

