COP26 – Unser Bericht aus Glasgow

30. November 2021|In News
COP26 Schriftzug aus Pflanzen darüber Weltkugel

Patience Naamara, die Leiterin unseres Länderbüros in Uganda, war als Mitglied der ugandischen Delegation vor Ort bei der 26. Weltklimakonferenz in Glasgow! Sie hat bereits an mehreren COPs als Delegierte teilgenommen. Dieses Mal war sie Teil des Ausschusses für Klimaschutz und verhandelte zwei Wochen lang speziell im Bereich der Forstwirtschaft. Während der Woche traf sie sich mehrmals mit einem kleinen Team von Fairventures, das ebenfalls vor Ort war, um Erfahrungen und Ideen zu teilen (Mehr zu den Erlebnissen dieses Teams weiter unten im Artikel).

Nico und Patience vor COP26-Banner

Für Patience (rechts im Bild) war die Veranstaltung in dreierlei Hinsicht wertvoll: Erstens schätzt und unterstützt sie die Ansicht, dass die Klimafinanzierung die am meisten gefährdeten Gemeinschaften erreichen muss, um ihr volles Potenzial zu entfalten – eine Ansicht, die noch nie so weit verbreitet war wie jetzt, dank der COP26. Zweitens begrüßt Patience die Ereignisse vom 2. November, als mehr als 100 Staats- und Regierungschefs der Welt eine Vereinbarung unterzeichneten, die Entwaldung bis 2030 zu beenden und umzukehren. Und schließlich freut sie sich darauf, die auf der COP gewonnenen Erkenntnisse bei ihrer Arbeit in unserem Länderbüro in Uganda einzubringen. Dort wird sie die Wiederaufforstung im Rahmen der Agroforstwirtschaft und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit lokaler Gemeinschaften weiter fördern.

Nico, David und Leo vor COP26-Banner

Unser Team in der 'Blue Zone' (von links nach rechts): Nicolas (Fundraising und Business Development), David (Experte für Forstwirtschaft und das Kohlenstoffmodell) und Leo (Organisation und Berichterstattung). Und zu guter Letzt: Fee, unser viertes Teammitglied, die nicht auf diesem Bild zu sehen ist, zuständig für Fotos, soziale Medien und Teambuilding.

Was war die COP26?

Die COP26 war die 26. jährliche Klimakonferenz der Vereinten Nationen und mit fast 40.000 offiziellen und 100.000 inoffiziellen Teilnehmenden die größte COP bis dato. Das Event hatte die Aufmerksamkeit und die Erwartungen der Welt auf seinen Schultern: „Keeping 1.5 °C Alive“ – Das Ziel, die globale Erwärmung bei maximal 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu stoppen. Um dieses und andere Ziele zu erreichen, kamen Politikerinnen, Aktivisten und Unternehmen aus der ganzen Welt zusammen, um ihren Beitrag zu leisten – und wir waren auch dabei!

Zeitplan & Aktivitäten

Da wir drei Tage lang Zugang zur sogenannten „Blue Zone“ hatten – dem offiziellen Bereich der COP26, der den Delegationen, Medien und offiziell akkreditierten Unternehmensvertreter*innen vorbehalten ist – konzentrierten wir uns darauf, an diesen drei Tagen voll effektiv zu sein. Wir haben aber auch an verschiedenen Nebenveranstaltungen teilgenommen, wie z. B. an den Demonstrationen während des Global Climate Action Day mit rund 100.000 Teilnehmern. Die Veranstaltung zeigte klar, dass der Klimawandel kein Nischenthema mehr ist. Vielmehr ist es DIE Herausforderung unserer Zeit, vor allem für die jüngeren Generationen.

Bei einem Event zum Thema Klimaschutzfinanzierung an der Universität Glasgow, das vom Global Landscape Forum veranstaltet wurde, konnten wir viele wertvolle Informationen sammeln, die sich später in der Blue Zone bestätigen sollten. Die Kernaussage war: Naturbasierte Lösungen benötigen effektive und zugängliche Finanzierungslösungen, um sich durchsetzen zu können. Insbesondere die Finanzierung durch öffentliche Institutionen und den privaten Sektor muss die Gemeinschaften der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen direkt erreichen, um ihre Wirkung zu maximieren, da diese vom Klimawandel am stärksten betroffen sind.

Es folgten drei Tage in der ‚Blue Zone‘, die intensiv und durchgeplant waren, mit Terminen und interessanten Gesprächen. Die drei wichtigsten Ereignisse:Am ersten Tag konnten wir ein Interview mit Lawrence Songa, dem Vorsitzenden des ständigen Ausschusses für Klimawandel im ugandischen Parlament und Mitglied der ugandischen Delegation bei der COP26, arrangieren. Mit ihm diskutierten wir über die Notwendigkeit von Finanzmitteln für die Entwicklungsländer, um die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern, aber auch, um sich an sie anzupassen. Außerdem stellten wir ihm TREEO vor, unsere Technologie zur Vermessung von Bäumen.

Am zweiten Tag besuchte unser Team eine Podiumsdiskussion im türkischen Pavillon zu Artikel 6, der Gesetzgebung, die den internationalen Kohlenstoffmarkt regelt. Dies war generell ein zentrales Thema auf der COP26, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Verhandlungen. Der Kohlenstoffmarkt ist aktuell eine der vielversprechendsten Möglichkeiten, um den Kampf gegen den Klimawandel im großen Stil für den Privatsektor interessant zu machen.

An unserem letzten Tag hatten wir ein Treffen mit einem weiteren ugandischen Delegierten: Fred Onduri, dem leitenden Verhandlungsführer für Technologie für Uganda. Er sprach über die Forderung der Entwicklungsländer, einen Fonds für Technologien einzurichten, die der Anpassung an den Klimawandel dienen sollen.

Das Argument ist, dass die Entwicklungsländer am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Ohne ein solides technologisches Niveau (z. B. erneuerbare Energien, öffentliche Infrastruktur) können sich die Gemeinschaften nicht an die negativen Folgen anpassen. Deshalb müssen die Entwicklungsländer in die Lage versetzt werden, ihre eigene Industrie zu stärken und ihre eigenen Technologien unabhängig zu entwickeln. Fred war jedoch nicht zuversichtlich, dass der Fonds eingerichtet werden würde, und verwies auf die Machtasymmetrie bei den Verhandlungen zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden.

Eindrücke 

Was waren, abgesehen von den bereits erwähnten Punkten, unsere wichtigsten Erkenntnisse aus der Woche? Zum einen haben wir gelernt, dass die vielschichtige Struktur der Verhandlungen und damit die Entscheidungsfindung extrem langsam ist; jedem einzelnen Wort in der Abschlusserklärung müssen die Vertreterinnen und Vertreter jeder einzelnen Nation zustimmen. Für viele industrielle und mächtige Länder sind die Folgen des Klimawandels nicht so unmittelbar spürbar, wie es die Folgen härterer Maßnahmen sein würden. Dies führt zu Ereignissen wie dem vom Samstag, den 13., als Indien und China beschlossen, den Absatz zum Kohleausstieg abzuändern, und keines der anderen Länder in der Lage war, etwas zu tun, da dies die Arbeit der letzten zwei Wochen zunichtegemacht hätte. 

Diese Beobachtung hat uns zu der folgenden Schlussfolgerung geführt: Um den Klimawandel global erfolgreich zu bekämpfen, muss sich die Wirtschaft engagieren. Und dazu muss Klimaschutz profitabel gemacht werden.

Außerdem konnten wir viele Kontakte knüpfen und wertvolle potenzielle Geschäftsbeziehungen beginnen, ob für Finanzierung, Zusammenarbeit oder Information. In mehreren Gesprächen und Podiumsdiskussionen wurde uns bestätigt, dass unser Ansatz zur Wiederaufforstung genau das ist, was zukünftig im Umweltschutz vorgesehen ist: Die Erhaltung bestehender Ökosysteme, die Absorption großer Mengen an CO₂ aus der Atmosphäre und die Stärkung sogenannter „gefährdeter Gemeinschaften“ waren die Schlüsselbegriffe, nach denen alle Vertreterinnen und Vertreter der Investitionsfonds, indigener Völker und auch der Delegationen Ausschau hielten. Insbesondere das Konzept der Agroforstwirtschaft, das Kleinbauern und deren Familien sowohl ein kurzfristiges Einkommen als auch langfristige Existenzsicherung bietet, wurde als wertvoll für die Stärkung der lokalen & globalen Widerstandsfähigkeit angesehen.

Die Entwicklung unserer Smartphone-App TREEO wurde besonders gut aufgenommen. Während der gesamten Konferenz wurde betont, dass genaues und zuverlässiges Monitoring unverzichtbar ist, um vertrauenswürdige CO₂-Absorptionen anzubieten. Lösungen wie TREEO generieren Informationen zum Klima(schutz). Sie sind äußerst wertvoll für die Messung und Kommerzialisierung von qualitativ hochwertigen Projekten zum CO₂-Abbau. Außerdem werden naturbasierte Lösungen wie die Aufforstung aufgrund der zahlreichen Nebeneffekte, wie die sozialen Auswirkungen in ländlichen Gebieten und die Erhaltung von Ökosystemen, gegenüber technischen Lösungen wie Systemen zur Kohlenstoffaufnahme und -speicherung stark bevorzugt.

Abschließend lässt sich sagen, dass unsere Reise nach Glasgow ein voller Erfolg war! Wir haben die Fairventures-Familie in einem professionellen Umfeld vertreten, wertvolle Kontakte geknüpft und hervorragende Informationsquellen erschlossen. Wir sind gespannt darauf, die Ergebnisse in unsere eigene Arbeit einfließen zu lassen und fühlen uns geehrt, Teil einer so lebendigen Gemeinschaft von Klimaschützern zu sein. 

Bleiben wir am Ball!