Ein “gallisches” Feld in Indonesien? – Die Geschichte eines mutigen Kleinbauern auf Borneo
Die Atmosphäre ist gespenstisch. Kilometerlang ziehen sie sich hin: die Palmölplantagen auf Borneo. Kein Laut ist zu hören. Selbst Tiere wollen sich in dieser sterilen Umgebung nicht aufhalten. Nur einer hat sich davon nicht abschrecken lassen. Kleinbauer Ludiyanto wehrt sich gegen die großen Palmölkonzerne. Seine Felder wirken in dieser Eintönigkeit wie das berühmte gallische Dorf, das sich erfolgreich gegen eine feindliche Übermacht zur Wehr setzt.
Lange schien es keine Alternative zur Palmöl-Monokultur zu geben. Die Menschen im Zentrum der indonesischen Provinz Kalimantan verkauften ihr Land an große Firmen und mussten dann als Angestellte auf den Plantagen arbeiten.
Doch als wir unser Programm zur Wiederaufforstung ins Leben riefen, eröffneten sich plötzlich neue Perspektiven. Denn mit den schnell wachsenden Sengon-Bäumen lässt sich nicht nur das Klima schützen, sie eröffnen den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auch neue Verdienstquellen. Die Bewirtschaftung der eigenen Felder lohnt sich damit wieder. Das hat Ludiyanto überzeugt. Er ist einer, der sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn er sich dabei in einen scheinbar aussichtslosen Kampf begibt.
“I have nothing but only this piece of land that I can give to my son in the future. I want to make sure he will have it one day and it will be full of trees”
– Ludiyanto
Vor ein paar Jahren war er der einzige, der sein Feld nicht hergeben wollte, obwohl alle seine Nachbarn ihre Grundstücke rundherum schon an den großen Palmölkonzern verkauft hatten. Der kämpferische Kleinbauer hat großen Mut bewiesen. Wer wagt schon so etwas und setzt dabei seine Existenz und die seiner Familie aufs Spiel? Ludiyanto ist auch im 100 Million Trees Programm von Fairventures eine Ausnahmeerscheinung.
Offenbar hat sich der Kleinbauer bei den Arbeitern auf der Palmölplantage Respekt verschafft. Die Wachen am Rande des Geländes grüßen ihn freundlich, wenn er kommt, öffnen ohne zu zögern die Schranke und winken das Fahrzeug, in dem er Besucherinnen und Besucher begleitet, durch.
Ludiyanto berichtete, dass er alle Verkaufsangebote abgelehnt hat: „Ich will nicht. Das Palmöl ist so schlecht für die Umwelt. Das ist das größte Problem daran. Heute können wir das Wasser aus unseren Flüssen nicht mehr trinken“. Grund dafür sind die vielen Pestizide und Düngemittel, die für den Erhalt der Monokulturen nötig sind und die in die Flüsse geschwemmt werden und das Wasser vergiften.
Deshalb hat sich Ludiyanto dem 100 Million Trees Programm angeschlossen. Stolz zeigt der 38-Jährige, begleitet von seiner Frau und den beiden Kindern, sein Feld im Herzen der Palmölplantage. Wir haben ihm den Vorschlag gemacht, darauf Sengonbäume anzupflanzen. Die Familie ist inzwischen überrascht, wie schnell die Bäume wachsen.
„Ich wollte etwas Neues ausprobieren, und die Idee klang gut, also machte ich mit. Ich bekam die Setzlinge und lernte, wie man sich um Sengon kümmert“, erzählt der Kleinbauer. Am Anfang wuchsen die Bäume schnell, dann etwas langsamer. Bald kann der Kleinbauer Holz ernten. Ludiyanto ist ein starkes Beispiel dafür, dass sich der Einsatz gegen die Klimakrise mehrfach auszahlen kann, auch wenn man dafür manchmal mutige Wege gehen muss.
Die ganze Geschichte von Ludiyanto gibt es nachzulesen im Buch “Bäume für Borneo”. Autorin Sarina Albeck nimmt ihre Leserinnen und Leser darin mit auf eine Reise in den Regenwald von Borneo und erklärt, wie Aufforstung die indigene Bevölkerung schützt und den Klimawandel bekämpft.