Sind Holzprodukte gut fürs Klima? Eine Ökobilanz von Sengon-Sperrholz
Holz gilt als besonders ökologisch nachhaltiges Material und hat in der Regel eine negative CO2 Bilanz, da es als Kohlenstoffspeicher dient. Vor allem im Bausektor, zum Beispiel im Vergleich zu Aluminium, Stahl oder Leichtbeton, die pro m3relativ hohe CO2-Emissionen aufweisen[1], kann Holz eine nachhaltige Alternative bieten.
Im Rahmen einer Abschlussarbeit an der Universität Ulm wurde ein Produkt aus Sengonholz genauer unter die Lupe genommen. Sengon (Albasia) gilt als besonders weiches Leichtholz. Daher ist es sehr empfindlich gegenüber (tropischer) Witterung und die Haltbarkeit ist deutlich höher, wenn das Rohmaterial zu Holzprodukten weiterverarbeitet wird. Neben der Verwendung als Biomasse in Form von Hackschnitzeln und Zellstoff für die Papierproduktion, wird Albasia derzeit in Indonesien hauptsächlich zu Sperrholz verarbeitet (8,19%)[2].
Sengon-Sperrholz kann vielfältig eingesetzt werden. So wird derzeit auch in unserem Projektgebiet, in einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt, der Bau eines Holzhauses aus Sengon-Sperrholz erprobt. Um die ökologische Nachhaltigkeit des Produkts bewerten zu können, wurde am Beispiel von 1m3 Sengon-Sperrholz eine Ökobilanz erstellt, die die Umweltauswirkungen der Prozesse vom Setzling bis zur fertigen Sperrholzplatte untersucht.
Für die Erstellung der Ökobilanz eines Produktes ist es interessant möglichst viele Prozessschritte miteinzubeziehen, bei denen Emissionen anfallen können. So wurden der Aufforstungsprozess auf Fairventures Flächen in Zentralkalimantan, der Transport des Rohmaterials und die Produktion der Sperrholzplatten in Indonesien betrachtet.
Im Kontext des Klimawandels wird das Klimagas CO2 stark diskutiert. CO2 kann unter anderem durch Aufforstung in Form von biogenem Kohlenstoff im Holz gebunden und so der Atmosphäre entzogen werden. Holzprodukte, wie in diesem Beispiel das Sengon-Sperrholz, bilden während der Lebensdauer des Produktes einen Pool (ein Reservoir) für biogenen Kohlenstoff. Daher wurde auf der einen Seite betrachtet, wie viel kg CO2 in einem m2 Sengon-Sperrholz gespeichert wird und auf der anderen Seite, wieviel kg CO2 durch die Prozessschritte vom Setzling bis zum Erhalt des fertigen Produktes freigesetzt wird. Das Ergebnis zeigt: einerseits liegen ca. 641 kg atmosphärisches CO2 in 1m3Sengon-Furniersperrholz gespeichert vor[3]. Dazu kommt der biogene Kohlenstoff, der im Boden und in den Zwischenpflanzungen festgelegt ist, bis zu 463 kg/m3. Andererseits entstehen bei der Herstellung der Sperrholzplatten fossile CO2 Emissionen in Höhe von ca. 577 kg/m3 durch die notwendigen Prozessschritte Aufforstung, Transporte und Produktion. Würde nun das geerntete Sengonholz, nach einem sechsjährigen Rotationszyklus, ausschließlich zu Furnier-Sperrholz weiterverarbeitet werden, dann ergibt sich eine verbleibende negative CO2-Bilanz von rund 3,550 t CO2 pro ha und Jahr.
In der Fallstudie hat der Aufforstungsprozess auf den Flächen von Fairventures mit rund 2% einen sehr geringen Anteil an den Gesamtemissionen. Die Produktion in der Fabrik ist aus Sicht der Ökobilanz der große Emissions-Hotspot. Hier entstehen ca. 71% der CO2Emissionen, während die Transportprozesse für ca. 28% der CO2Emissionen verantwortlich sind.
Im Rahmen der Ökobilanz ist der (globale) Export des Produktes hier zunächst noch nicht mit eingerechnet. Ein Transportweg von durchschnittlich ca. 3.680 km (entspricht zum Beispiel dem Export nach Thailand) entspräche zusätzlichen Emissionen von rund der Hälfte der Emissionen aus allen vorangegangenen Prozessschritten (beides pro m3). Schließlich kann also durch die lokale Produktion und Nutzung des Endproduktes der negative Impact der Transporte gesenkt werden und so eine bessere Ökobilanz des Holzprodukts erreicht werden.
Letztendlich kann davon ausgegangen werden, dass durch die neu geschaffenen Arbeitsplätze und alternativen Einkommensmöglichkeiten aus dem Sengon-Anbau der Druck auf die Naturwälder reduziert wird und diese somit zusätzlich als langfristiger Kohlenstoffspeicher erhalten bleiben.
[1] Aluminium (> 25.000 kg CO2e/m3), Stahl (> 15.000 kg CO2e/m3), Leichtbeton (> 500 kg CO2e/m3) (European Confederation of Woodworking Industries (2011))
[2] Indonesian sub-directorate of Forestry Statistics (2018)
[3] Nach DIN EN 16449:2014-06 berechnet