Climate Stories – so heißt das neue Klimabildungsprojekt bei Fairventures, das wir gerne auch als Begegnungsprojekt bezeichnen. Denn darin liegt der Kern der Idee: Bei Climate Stories treffen Schülerinnen und Schüler in Deutschland in digitalen Begegnungen junge Menschen aus dem globalen Süden. Unser Ziel ist es, die Abstraktion aus der Klimakrise zu nehmen, indem wir den Geschichten der am stärksten betroffenen Menschen und deren Engagement eine Plattform geben. In ihren Climate Stories teilen sie ihre Sorgen, Hoffnungen und Träume und entwickeln gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus Deutschland Ideen für eine klimagerechtere Zukunft.
Climate Stories besteht aus zwei Workshop-Einheiten – einer inhaltlichen Vorbereitung auf das Thema Klimagerechtigkeit und der eigentlichen Begegnung. Die ersten Begegnungen fanden im Oktober statt und fanden guten Anklang bei den Schülerinnen und Schülern. Darüber hinaus hat Climate Stories einen eigenen Instagramkanal, über den regelmäßigen Videos der sogenannten Klimazeuginnen und Klimazeugen und Hintergrundinformationen zum Thema Klimagerechtigkeit geteilt werden.
Das Projekt wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union durch das Staatsministerium Baden-Württemberg sowie der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg im Rahmen des Programms „Mindchangers – Regions and Youth for Planet and People“ durchgeführt.
Mehr Informationen zum Projekt und die Möglichkeit sich als Lehrkraft unverbindlich anzumelden findet ihr hier: www.climate-stories.de
Wie kam es zum Projekt?
Eigentlich kennt ihr Fairventures bisher als Aufforstungsorganisation, die nur im Ausland operativ tätig ist. Was hat uns also dazu bewogen, ein Klimabildungsprojekt in Deutschland zu starten?
Durch den ständigen Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen in Uganda und Indonesien wurden uns drei Dinge immer wieder vor Augen geführt, aus denen die Idee für Climate Stories entstand:
1. Die Folgen der Klimakrise sind im Globalen Süden schon heute bittere Realität
Anders als bei uns treten Extremwetterereignisse in den Ländern, in denen wir aktiv sind, nicht nur vereinzelt auf, sondern bestimmen immer mehr den Alltag der Menschen vor Ort. Neben Überflutungen, Dürren oder Stürmen ist auch auf eigentlich voraussehbare Wetterphasen, wie Regenzeiten, nur noch bedingt verlassen.
2. Viele junge Menschen setzen sich dort für eine bessere Zukunft ein
Wir sind begeistert von den jungen Menschen aus Uganda und Indonesien, die keine Verantwortung für die Klimakrise tragen und sich doch voller Leidenschaft für eine bessere Zukunft engagieren. Wenn wir in Uganda ein Baumpflanz-Event veranstalten, bekommen wir nicht selten mehrere Busse an Studierenden voll, die alle selbst einen Baum pflanzen und damit ein klares Zeichen setzen wollen. Das motiviert uns!
3. Die Digitalisierung ermöglicht einen einfachen Austausch mit Menschen aus dem Globalen Süden
Fast täglich finden bei uns Meetings statt, bei denen Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Uganda und Indonesien digital zusammenarbeiten. In den letzten Jahren haben sich die technischen Möglichkeiten, nicht zuletzt durch die Pandemie, enorm verbessert. Und oft ist die Internetverbindung dabei weit auf dem Land in Uganda bei solchen Meetings sogar viel stabiler als bei uns in Deutschland.
Preisträger des Akademiepreises der Evangelischen Akademie Bad Boll 2023
Am 10. Oktober durften wir uns über die Auszeichnung mit dem Akademiepreis der Evangelischen Akademie Bad Boll freuen, der mit 2.500 € dotiert ist. Climate Stories ist aus insgesamt 24 Einsendungen als Preisträger hervorgegangen.
Tobias Weise, der Vorsitzende des Förderkreises der Akademie, erinnerte in seiner Laudatio vor mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörern daran, dass mit der in der Ausschreibung formulierten Frage „Wie begeistert Ihr für mehr Klimaschutz“ verstärkt jüngere Menschen angesprochen werden sollten. Genau darum geht es seiner Einschätzung auch bei Climate Stories: „Der Ansatz, den Klimawandel und seine Folgen nicht mittels abstrakter Zahlen zu kommunizieren, sondern jungen Menschen, die davon unmittelbar betroffen sind, ein Gesicht und eine eigene Stimme zu geben und einen Dialog mit hiesigen Jugendlichen zu ermöglichen, hat uns begeistert.“
Mathias Schweikert, Projektmanager von Climate Stories, durfte das Projekt vor Ort vorstellen und wies in seiner Präsentation auch auf das Thema Klimagerechtigkeit und unsere globale Verantwortung hin. Mathias machte dies an Hand von Zahlen deutlich. So ist der Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 in Deutschland 77 Mal höher als in Uganda. Dort liegt er bei 0,14 Tonnen und in Deutschland bei 10,8 Tonnen. Die ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung sind nur für zehn Prozent der Emissionen verantwortlich, die reichsten zehn Prozent dagegen für 50 Prozent.
Ein persönlicher Austausch bewirkt, was Schulbücher nicht leisten können. Stimmen aus dem Globalen Süden zuzuhören, ist ein zentraler Bestandteil auf dem Weg zu einer klimagerechteren Zukunft.
Zum Bericht über die Preisverleihung der Evangelischen Akademie Bad Boll geht es hier. Oder erfahrt im Interview mit Matthias Schweikert noch mehr zum Projekt Climate Stories.